Bevölkerung

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Das Nationale Statistikamt zählte bei der letzten Volkszählung 2013 eine Bevölkerungszahl von 13,51 Millionen mit einem durchschnittlichen Bevölkerungswachstum von rund 2,7 %. Schätzungen für das Jahr 2020 gingen von einer Bevölkerungszahl von 15,74 Mio. und einem Bevölkerungswachstum von 2,31 % jährlichen aus.

Die größte Stadt des Landes ist die Hauptstadt Dakar (geschätzte Einwohnerzahl im Großraum ca. 3 Mio. Einwohner), deren unkontrollierte Stadtentwicklung sich durch die jahrzehntelange Abwesenheit von stadtplanerischen Bemühungen zeichnet. Inzwischen wird versucht die einzige «grüne Lunge» Dakars, den Wald von Mbao, der sich im Zentrum der Stadt findet, und der teils auch ackerbaulich genutzt wird, verstärkt zu schützen und dadurch das Stadtbild zu erhalten.

Weitere größere Städte sind Thiès, Diourbel, die „heilige Stadt der muslimischen Bruderschaft der Muriden«, Touba, Kaolack, Mbour, St. Louis und Ziguinchor.

Verkehrsinfrastruktur

Traditionell äussert sich der Senegal als wichtiger Verkehrsknotenpunkt Afrikas, dies besonders auch hinsichtlich Europa und Amerika und mit einer für westafrikanische Verhältnisse recht gut ausgebauten Infrastruktur.

Nach ständigen Rückschlägen, Finanzierungsschwierigkeiten und wiederholt verschobener Inbetriebnahme eröffnete, im Dezember 2017, nach zehn Jahren Bauzeit der neue internationale Flughafen von Dakar «Aéroport International Blaise Diagne«. Mit diesem neuen Großflughafen erhofft sich der Senegal zu einem Hub im Flugverkehr für ganz Westafrika zu werden.

Der neue Flughafen liegt 45 km südöstlich von Dakar und löste den auf der Halbinsel Cap Vert gelegenen und fünfmal kleineren Flughafen Léopold Sédar Senghor ab, der den steigenden Passagierzahlen und Frachtraten nicht mehr genügte und mit seiner rudimentären Infrastruktur und Komfortmängeln regelmäßig zu den am schlechtesten bewerteten Flughäfen weltweit gewählt wurde.

Nach einer längeren Unterbrechung des senegalesischen Binnen-Flugverkehrs nach dem Konkurs der nationalen Fluglinie Air Senegal wurde die neue Fluglinie Senegal Airlines 2011 gegründet, sie erhielt alleinigen Streckenrechte im Land. Im April 2016 ereilte Senegal Airlines jedoch das gleiche Schicksal wie ihre nationale Vorgängerin und ging ebenfalls in Konkurs. Neu wurde Air Senegal im Jahr 2016 gegründet und sollte eigentlich parallel zur Inbetriebnahme des neuen Flughafens seinen Flugbetrieb aufnehmen. Sie erhielt aber erst Ende April 2018 ihre Lizenz und bedient erst wenige Inlandsstrecken.

Der Dakarer Hafen ist einer der wichtigsten Schiffsanlagestellen der Region, doch auch die für den Hafen vorgesehene Sanierung und Modernisierung wird ständig verschoben.

Das einst gut ausgebaute und befahrene Eisenbahnnetz ist heute in einem sehr schlechten Zustand, bis Anfang 2019 existierten nur zwei funktionierende Zugstrecken im Senegal: einen Pendlerzug in die Dakarer Vorstädte und die Bahnverbindung Dakar-Thiès (70 km). Im Januar 2019 wurden die ersten 36 km der Regionalschnellbahn eingeweiht, die Dakar mit dem neuen Flughafen 45 km außerhalb der Stadt verbindet.

Der einst legendäre Dakar-Niger-“Express“, der die beiden Hauptstädte Dakar und Bamako verband, (hier auch örtlich auf der Weltkarte zu sehen), verkehrt seit 2010 nicht mehr. Die Bahnstrecke wurde im frühen 20. Jh. von der französischen Kolonialmacht fertig gestellt. Normalerweise benötigte der Zug, der noch auf Schmalspurbreite geführt wurde, für die etwa 1000 km lange Strecke zwischen 24 und 36 Stunden. Dennoch war die Zugverbindung für den (Individual-)Handel der Region enorm wichtig. 2003 wurde der Betrieb der Strecke an das frankokanadische Konsortium Transrail übergeben, und seit 2010 verkehrt dieser Zug nicht mehr auf der senegalesischen Teilstrecke. Unter Macky Sall wird immer öfter von einer Rehabilitierung der Bahnstrecke gesprochen.

Das Straßennetz ist schlecht ausgebaut und in schlechtem Zustand. Sein Ausbau und Instandsetzung ist eine Priorität der Regierung und einiger Geber. Im Vorfeld des islamischen Gipfels 2008 entstanden in Dakar neue Straßen, Brücken und Tunnels, die den innerstädtischen Verkehr erleichtern. Eine 34 km lange Mautautobahn macht das Cap Vert, die ehemals grüne Halbinsel, auf der Dakar liegt, seit 2013 dem Rest des Landes wieder besser zugänglich. Zuvor war die Halbinsel nur mittels eines einzigen Verkehrsweges erreichbar und eine Fahrt in die Hauptstadt oft mit stundenlangen Staus verbunden. Eine weitere mautpflichtige Verbindung zwischen Dakar und dem neuen Flughafen außerhalb der Stadt befindet sich im Bau.

Menschenrechte

Der Senegal gilt als weitgehend demokratisches und stabiles Land, in dem die grundlegenden Menschenrechte geachtet werden. Im Zuge der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in der Casamance kam und kommt es jedoch seit den 80er Jahren zu wiederholt schweren Zwischenfällen. Amnesty International stellte in den letzten Jahren den Casamancekonflikt, den exzessiven Gewalteinsatz der Polizei bei Demonstrationen, Verstöße gegen die Meinungsfreiheit und die Verfolgung Homosexueller in den Vordergrund (die strafrechtliche Verfolgung Homosexueller nahm in den letzten beiden Jahren frappant zu und gewann v.a. eine hohe Medienresonanz). Beginnend mit dem Jahr 2010 nahm Amnesty International auch 2016 und erneut 2017/18 die immer wieder kolportierenden Folterpraktiken von Militär (Region Casamance) und Polizei und die fehlende Strafverfolgung durch die senegalesische Justiz ins Visier.

Die Menschenrechtsorganisation RADDHO (Rencontre Africaine pour la Défense des Droits de l’Homme) sowie einige andere Organisationen, die sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, verteidigen die Wahrung der Menschenrechte im Land.

Die Genitalverstümmelung von Mädchen ist seit 1999 gesetzlich verboten. Dennoch wird sie bis heute in einigen Ethnien praktiziert. Die NGO Tostan ist mit ihrem Grassroots-Approach im Kampf gegen das Phänomen sehr erfolgreich, internationale Organisationen wie die UNICEF sind daran beteiligt.

Der Senegal hat die UN Kinderrechtskonvention ratifiziert. Dennoch bleibt in diesem Bereich noch viel zu wünschen übrig. Kinderarbeit ist in den ärmsten Bevölkerungsschichten noch weit verbreitet, und die Einschulungsraten lassen zu wünschen übrig.

Ein besonders heikles Problem sind die sog. Talibés, Koranschüler, die von ihren Eltern in die Obhut eines Islamlehrers übergeben werden, und die von diesem von frühester Kindheit an zum Betteln auf die Straße geschickt werden. Immer wieder kommen Bilder von geschlagenen Kindern an die Öffentlichkeit. Das Thema ist durch die Nähe zur Religion und zu religiösen Bruderschaften jedoch höchst sensibel und wird in der senegalesischen Öffentlichkeit eher als ein Problem einzelner missratener Koranlehrer statt als ein grundlegendes gesellschaftliches Problem aufgegriffen. Im April 2010 hat ein Bericht von Human Rights Watch, der die Missstände, unter denen rund 50`000 Kinder  zu leiden haben, anprangert, großes nationales und internationales Medienecho hervorgerufen.

Kulturelle Vielfalt und ein friedliches interethnisches und -religiöses Miteinander zeichnet den Senegal aus. Doch Bildungs- und Gesundheitswesen sind riesigen Schwierigkeiten ausgesetzt.

Alphabetisierte Erwachsene 51,9 % (2019, HDR)

Bedeutende Religionen Islam 95 %, Christentum 4 %

Städtische Bevölkerung 47,7 % (2019, HDR)

Lebenserwartung (w/m) 69,9 / 65,8 Jahre (2019, HDR)

Gender Inequality Index Rang 130 von 162 (2019, HDR)

Anzahl der Geburten 4,6 / Frau (2018, Weltbank)

Kindersterblichkeit 31,8 / 1000 Lebendgeburten (2019, HDR)

Ethnizität und Sprachen

Den Senegal prägt eine große ethnische und linguistische Vielfalt. Auf senegalesischem Staatsgebiet leben mit entsprechender Anzahl an Sprachen und untergeordneten Dialekten mehr als 20 Ethnien.

Die traditionellen Siedlungsgebiete hatten sich während den verschiedenen Migrationsbewegungen in Precolonial-Zeit herauskristallisiert und gefestigt. Heute kommt es durch die erneut hohen Migrationsbewegungen in den ländlichen Gebieten und vor allem in die Städte zu einer größeren Vermischung. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Ethnien und Religionen kennzeichnet die senegalesische Gesellschaft generell. Dazu findet man heute in fast jeder Familie „eingeheiratete“ Mitglieder verschiedener Ethnien, (wobei bestimmte Ethnien, wie die Fulbe, den reinen innerethnischen Zusammenhalt höher halten als andere).

Wie in vielen andern westafrikanischen Gesellschaften besteht in Senegal eine „Scherzverwandtschaft» („parenté à plaisanterie“), ein traditionelles Mittel, Spannungen zu bereinigen. Mitglieder verschiedener Ethnien oder Familienclans (d.h. Träger desselben Familiennamens) bezeichnen sich gegenseitig als Sklaven oder mit pittoresken Schimpfwörtern.

Die Zahlenangaben zu den verschiedenen ethnischen Gruppierungen sind widersprüchlich, was aber auch daran liegt, dass sich die Zugehörigkeit aufgrund dieses Vermischungsgrades oft auch für die Betroffenen nicht mehr eindeutig definieren lässt. Genauso ist es bei der Bestimmung der Sprecherzahlen senegalesischer Sprachen, die Anzahl der tatsächlichen Sprecher dürfte oft wesentlich höher sein, da Zählungen oft die Mehrsprachigkeit der einzelnen Sprecher nicht in Betracht ziehen.

Die zahlenmäßig größte ethnische Gruppe sind die Wolof, gefolgt von den pulaar/fulsprechenden Fulbe (im Senegal als Peulh bezeichnet) und Toucouleur (die im Senegal je nach Sichtweise als eine oder zwei verschiedene Ethnien gesehen werden).

Wolof leben originär lediglich im Senegal, in  Gambia und Mauretanien, die Fulbe in verschiedenen Gruppierungen über ganz Westafrika verteilt. Weitere wichtige Ethnien sind die Serer, die in der Casamance ansässigen Diolas, und verschiedene Mandingo-Gruppierungen. Die zahlenmäßig sehr kleine Ethnie der Bassari (etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung) hat sich eine sehr ursprüngliche Lebensart in einem einstmals abgeschiedenen Hügelland bewahrt und präsentiert sich oft mit ihren bunten Kleidern und Tänzen Touristen.

Die meisten senegalesischen Ethnien (eine Ausnahme sind etwa die Diolas in der Casamance) waren sozial streng stratifiziert und in ein kompliziertes Kastensystem unterteilt. Man wurde in diese Kasten hineingeboren, eine soziale Mobilität war unmöglich. Bei den Wolof beispielsweise gab es zunächst die grundsätzliche Unterscheidung zwischen Freien und Unfreien (Sklaven). 

Innerhalb der Freien gab es die Edelleute, Bauern, Fischer und andere Nicht-Handwerker und die Handwerker (Schmiede, Lederarbeiter, Holzarbeiter und Weber). An der untersten Stelle dieser Leiter und gleichzeitig außerhalb standen die Griots, die Sänger und Geschichtenerzähler, die die Genealogie und Geschichte von Familien oder Dörfern überlieferten und gleichzeitig geächtet und gefürchtet waren.

Diese tatsächliche Unterteilung existiert heute nicht mehr, eine starke soziale Stratifizierung ist jedoch bis heute in der Gesellschaft zu spüren, die alten Kastenkategorien beeinflussen noch immer Gesellschafts- und Arbeitsbeziehungen. Besonders Eheschließungen außerhalb der eigenen Kaste wird viel Widerstand entgegengebracht.

Im Senegal existieren auch über mehrere Generationen ansässig-„weiße“ Minderheiten wie Mauretanier oder Libanesen. In der Regel sind diese im Handel tätig, und oft bewegen sie sich in isolierten Zirkeln, so kommt es zu keiner großen Vermischung mit den anderen SenegalesInnen.

Eine Besonderheit des Senegals ist die Dominanz einer einheimischen afrikanischen Sprache. Französisch macht zwar die offizielle Staatssprache aus, die allgemeine Vehikularsprache ist aber Wolof, das von etwa 90 % der Bevölkerung gesprochen wird. Auch Radio und Fernsehen senden mittlerweile einen beträchtlichen Teil ihrer Programme auf Wolof, sodass einige Ethnien über die schleichende „Wolofisierung“ der senegalesischen Gesellschaft klagen.

Es gibt im Senegal etwa 20 anerkannte und kodifizierte „Nationalsprachen“ («langues nationales»), wobei für sechs von ihnen (Wolof, Ful/Pulaar, Serer, Soninke, Diola, Mandingue) verstärkte Alphabetisierungsanstrengungen bestehen. Trotz diverser Lippenbekenntnisse auf nationaler wie internationaler Ebene haben die autochthonen Sprachen jedoch nie den Eingang ins Regelschulwesen geschafft. Die «Nationalsprachen» werden seit Jahren zwischen verschiedenen Ministerien «herumgeschoben» und finden sich wechselweise bei Kultur- oder, wie zurzeit, dem Schulwesen wieder.

Wer sich für die Sprache Wolof interessiert, findet im Internet Wörterbücher, Online – Sprachkurse und eine wolofsprachige Wikipedia. Immer wieder eröffnet das Internet neue Seite zugunsten dieser Sprache, während ältere Seiten wieder verschwinden; sehen Sie doch einfach nach Belieben selbst nach.

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsdichte von 87 Einwohnern/km² (Schätzung für 2021) hat im Fall des Senegals keinerlei Aussagekraft. Im Großraum Dakar, der nur ein Prozent der Fläche des Landes ausmacht, lebt fast ein Viertel der Bevölkerung. Die Küstengebiete und die Gebiete dahinter stellen die am dichtesten besiedelten Landstriche dar, doch je weiter man ins östliche Hinterland vordringt, desto dünner wird die Besiedelung. Während in den Departements Thiès, Diourbel, Fatick und Kaolack bei nur 19 Prozent der Fläche gesamthaft etwa Zwei Drittel der Bevölkerung leben, sind es bei etwa 25 Prozent der Fläche in der Region Tambacounda nur sechs Prozent der Bevölkerung.

Der Senegal weist einen hohen Grad an Verstädterung auf – allen voran die Metropole Dakar, welche eine einzigartige Stellung im Land einnimmt und hohen Verkehrs- und Umweltproblemen ausgesetzt ist. Der jährliche Zuzug in die Hauptstadt wird auf etwa 100.000 Menschen geschätzt.

Seit den schlimmen Dürren der 70er Jahre reißt die Landflucht nicht mehr ab. Für das Jahr 2019 wird die städtische Bevölkerung auf 47,7 % angegeben (HDR), mit einer durchschnittlichen Urbanisierungsrate von jährlich 3,73 % in den Jahren 2015 bis 2020, womit der Senegal der Spitzenreiter unter den Staaten Westafrikas ist.

In den westlichen Landesteilen und besonders an der Küste konzentriert sich die Bevölkerungsdichte. Dakar allein hat eine Bevölkerungsdichte von etwa drei bis vier Einwohnern pro km², während die Bevölkerungsdichte in den östlichen Regionen in der Regel weniger als einen Einwohner pro km² beträgt.

Nicht nur Bewohner der umliegenden Landstriche wandern in die senegalesischen Städte, sondern auch viele Migranten aus den Nachbarländern.

Die Durchschnittsbevölkerung ist mit 18,5 Jahren sehr jung, im Jahr 2019 waren 8,8 Mio. (von 21,6 Mio.) unter 15 Jahre alt (HDR). 

Soziale Lage

Fast ein Viertel der Bevölkerung lebt unter der absoluten Armutsgrenze und muss mit weniger als einem USD täglich auskommen. An die 70 % der Bevölkerung sind unter rudimentären und schwierigen Bedingungen in der Landwirtschaft tätig, und das Überleben in den Dörfern wird immer schwieriger. So ziehen immer mehr in die Städte, wo allerdings ebenfalls keine Auffangkapazitäten für sie bestehen.

Nur ein Bruchteil findet im formellen Sektor eine reguläre Arbeit, die meisten müssen sich mit Gelegenheitsjobs im informellen Sektor durchschlagen oder lassen sich von der Großfamilie durchbringen, dort, wo immer jemand zu finden ist, der «genügend» finanzielle Mittel nach Hause bringt. Unzählige, vor allem junge männliche Senegalesen, versuchen illegal nach Europa zu immigrieren, und viele von ihnen finden den Tod im Mittelmeer, teilweise stranden sie dadurch an den Küsten Italiens.

Der informelle Sektor beherrscht die Wirtschaft. Nur die Beschäftigten des formellen Sektors profitieren von der Arbeitsgesetzgebung, der Sozialversicherung oder der staatlichen Rentenversicherung, die, an den Standards eines Entwicklungslandes gemessen, relativ gut funktionieren. Die Reform «der allgemeinen, verpflichtenden Krankenversicherung « für alle Arbeitnehmer und deren Familien war ein wichtiges Projekt der Ära Sall.

Allmorgendlich warten Menschenmengen aus den Vorstädten auf der Zubringerautobahn, um ein Sammeltaxi nach Dakar zu erwischen – viele von ihnen verlassen das Haus vor Sonnenaufgang und kommen erst spät abends heim, die Realität vieler Senegalesen macht sich so bemerkbar.

Gesundheitswesen

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist sehr schlecht, vor allem außerhalb der Hauptstadt Dakar ist die Gesundheitsversorgung völlig unzureichend. Ein starkes Stadt-Land-Gefälle erscheint, und etwa drei Viertel der ÄrztInnen praktizieren in der Hauptstadt Dakar. Krankenhausbetten sind auf dem Land kaum gegeben.

Die niedrige Lebenserwartung, die hohe Müttersterblichkeitsrate bei Geburten (315 Todesfälle bei 100.000 Geburten, 2015) und die hohe Säuglingssterblichkeit spiegeln diese Defizite wider, so wie auch der ungenügende Zugang der Bevölkerung zu sauberem Trinkwasser (78,5 %, 2015) und zu einer korrekten Sanitärversorgung. Staatliche Impfkampagnen zeigen erste Wirkungen. In den Jahren 2004 und 2005 häuften sich landesweite Choleraepidemien. 2012 lag die Durchimpfungsrate bei Kindern für gängige Infektionskrankheiten bei durchschnittlich 80 %. Malaria ist landesweit ganzjährig verbreitet, wenn auch staatliche Kampagnen zur Benutzung imprägnierter Moskitonetze und weitere Vorsorgemaßnahmen einen drastischen Rückgang der Malaria-Prävalenz erwirkten. Die Hauptursachen der Kindersterblichkeit sind Durchfallerkrankungen und Malaria, Krankheiten also, die bei besserer Prävention und besserer Aufklärung der  Bevölkerung leicht eingeschränkt werden könnten. 2015 wendete der Senegal knapp 4 % seines Bruttoinlandproduktes für das Gesundheitssystem auf.

Der Senegal versucht, den gefährlichsten Krankheiten wie AIDS, Malaria oder Tuberkulose mit nationalen Bekämpfungsprogrammen Herr zu werden. Sogenannte Zivilisationskrankheiten sind auf dem Vormarsch. Heute sind Herz- Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache im Senegal.

Die HIV Prävalenzrate ist niedrig für ein afrikanisches Land und lag im Jahr 2019 für Erwachsene zwischen 15 und 49 Jahren bei 0,4 %, was unter anderem auf die frühe und umsichtige Einführung eines nationalen Aidsbekämpfungsprogramms Mitte der 80er zurückzuführen ist. Zudem ist die Prostitution im Senegal erlaubt, und Sexarbeiterinnen unterziehen sich regelmäßigen Gesundheitskontrollen. Dennoch ist die Infektionsquote besonders bei ihnen im Steigen begriffen und variiert innerhalb dieser Risikogruppe mittlerweile zwischen 11 und 30 %. AIDS-Kranke klagen zudem über gesellschaftliche Marginalisierung.

Ende August 2014 wurde der erste Krankheitsfall der in Westafrika grassierenden Ebolaepidemie im Senegal bestätigt, der jedoch erfolgreich isoliert werden konnte. Das senegalesische Gesundheitsministerium konnte die Ausbreitung der Seuche mittels eines nationalen Aktionsplans verhindern.

Neben der westlichen Schulmedizin ist auch die traditionelle Medizin weit verbreitet. Weite Bevölkerungsschichten greifen darauf zurück. Es finden auch Bestrebungen statt, die traditionelle Medizin zu standardisieren und ihre Qualität zu steigern.

Geschlechterverhältnis

Frauen sind bis heute im familiären, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bereich benachteiligt. Ein junges Mädchen bleibt (traditionell) so lange unter der Vormundschaft seines Vaters, bis sie unter die Obhut ihres Ehemannes gestellt werden kann, der nunmehr die Rolle des Familienvorstandes (Wolof: „borom ker – Herr des Hauses) einnimmt. Traditionell steht die (muslimische) Frau Zeit ihres Lebens unter der „Obhut“ eines männlichen Familienmitglieds; erst mit dem Aufsplittern hergebrachter Strukturen beginnt sich auch hier langsam etwas zu ändern. Gleichzeitig besitzt die Frau aber innerhalb dieser überlieferten Strukturen eine starke Rolle: Traditionell ist die Frauen- und Männersphäre stark getrennt, und die Frauen organisieren sich in Verbänden, Sparvereinen (Tontines), organisieren Zeremonien und beherrschen den Klein- und Gemüsehandel. Ihre Einkünfte verwenden diese Frauen normalerweise frei für sich, während der Ehemann für die Haushaltsausgaben zuständig ist, (doch auch dies hat sich in Zeiten des wirtschaftlichen Prekariats geändert).

Mädchen werden bis heute oft sehr früh verheiratet: Fast ein Drittel der Mädchen werden vor ihrem 18. Geburtstag und neun Prozent vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet. Trotz des gesetzlichen Verbots wird weiterhin von einigen Ethnien die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) betrieben. Gegen beide Praktiken wird im ländlichen Bereich aktiv mit Kampagnen vorgegangen.

Die Polygamie ist gesetzlich erlaubt, prinzipiell muss zwar jedes Paar, beziehungsweise Mann wie auch Frau, bei der Eheschließung gemeinsam für Mono- oder Polygamie votieren, in der Praxis ist es der Frau aber kaum möglich, ihren Willen gegen den des Mannes durchzusetzen.

Das Familienrecht stammt aus dem Jahr 1973 und benachteiligt Frauen immer noch in einigen Bereichen, wie beispielsweise bei Scheidung und Sorgerecht, räumt ihnen aber dennoch wesentlich mehr Rechte als das traditionelle Recht ein. 2003 gab es einen Vorstoß einer islamischen Vereinigung (CIRCOF), parallel dazu ein Scharia basiertes Familienrecht einzuführen, das für die muslimische Bevölkerung gelten sollte. Zum Glück war diesem Vorhaben kein Erfolg beschieden, auch, da es sicherlich zu einer gewissen Spaltung der Gesellschaft geführt hätte.

Doch auch was das geltende Recht angeht, kennen viele Frauen ihre Rechte nicht oder wagen es nicht, sie gegen die Widerstände der Familie oder des sozialen Verbands durchzusetzen. Zahlreiche Organisationen versuchen Frauen dabei zu unterstützen, ihre Rechte wahrzunehmen.

Neben der Tradition ist es besonders die mangelnde Schulbildung und Analphabetismus, der Frauen den Aufstieg verwehrt. Viele Familien schicken eher die Jungen zur Schule oder viele Mädchen brechen die Schule frühzeitig ab, oft aufgrund von Verheiratung oder früher Schwangerschaft. Im Senegal gehen nur 15 % aller Mädchen in die Sekundarschule (Quelle: UNICEF). Organisationen wie FAWE oder die UNICEF engagieren sich für die Schulbildung von Mädchen.

Gilt es auch allgemein, dass Frauen in allen Sphären immer noch unterrepräsentiert sind, so ist ihnen aber der Zugang zu den höchsten Sphären nicht verwehrt. Trotzdem findet man dort also das weit verbreitete Phänomen der Unterrepräsentierung von Frauen wieder, beziehungsweise in vielen westafrikanischen Ländern. Es lassen sich immerhin Diplomatinnen, Ministerinnen, Generaldirektorinnen und Großunternehmerinnen finden. Im Mai 2010 verabschiedete die senegalesische Nationalversammlung allerdings ein bahnbrechendes Gesetz, das die Geschlechterparität in gewählten Institutionen sicherstellen soll. Seine Auslegung ist die strengste auf dem afrikanischen Kontinent. Solle dabei eine Partei nicht ebenso viele Frauen wie Männer auf ihrer Liste präsentieren, kann sie an keiner bevorstehenden Wahl teilnehmen. Dieses Gesetz führte dazu, dass der Senegal im weltweiten Vergleich des Frauenanteils in Parlamenten im Jahr 2020 an 11. Stelle und in Westafrika mit hohem Abstand führend ist.

Ohne diese gesetzlichen Festschreibung der politischen Partizipation würde der Senegal in internationalen Vergleichen zu Geschlechterverhältnissen wie im Global Gender Gap Report 2020 (Rang 99 von 153) oder im Gender Inequality Index im Human Development Report 2020 mit Daten zum Jahr 2019 (Rang 130 von 160) jedoch noch schlechter abschneiden.

Familie

In der senegalesischen Gesellschaft werden familiäre Bindungen groß geschrieben, wobei es sich um die erweiterte Großfamilie handelt. In einem Land, in dem so gut wie keine staatlich-soziale Vorsorge für die BürgerInnen bestehen, bedeutet die Großfamilie gleichzeitig auch sozialen Rückhalt, Altersvorsorge und Krankenversicherung.

Respekt vor dem Alter zählt zu den grundlegenden Werten. Essentiell ist auch der Begriff der Altersklasse (Wolof: „morom“ – ein Gleichgestellter, Ebenbürtiger). Männer und Frauen derselben Altersklasse, die gemeinsam groß geworden sind, sind sich besonders verbunden.

Maßgeblich sind auch gemeinsam zelebrierte Zeremonien. Sie festigen den Zusammenhalt jeder Großfamilie und jeder Nachbarschaft/jedes Dorfes. Eine Geburt (Taufe und Namensgebung), Heirat, ein Tod und Begräbnis werden in hohem Ausmaß und unabhängig von Ethnie sowie unabhängig von Religion begangen.

Die Redaktorin dieses Artikels S. Keller, E-Mail, änderte in eigene Formulierungen ab und setzte neuere, gültige Links. Der ursprüngliche Autor der Landesinfo zugunsten des Senegal heisst Alexander Ohle. Er hatte Geographie, Politische Wissenschaft und Entwicklungssoziologie studiert. Nachdem das Länderportal im Juli 2021 erschienen war, besprachen wir die Fortführung auf unseren Tourismusseiten mit der GIZ. Wir freuen uns über weitere Anregungen und frisches Bildmaterial. 

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Die Links innerhalb des Textflusses führen zu den entsprechenden Orten auf der Weltkarte, den entsprechend näheren Beschreibungen und Berichten.

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